Ein Forschungsprojekt zu Stoffen mit hoher Persistenz und Mobilität in der Umwelt zeigt erneut auf, dass ein effektiver Ressourcenschutz Vorrang vor einer späteren Aufbereitung im Wasserwerk haben muss. Im Auftrag des Umweltbundesamtes gelang es mit Beteiligung des TZW: DVGW-Technologiezentrum Wasser, die Trinkwasserrelevanz anthropogener Chemikalien anhand ihrer Stoffeigenschaften und aus den zur Stoffregistrierung vorgelegten Daten abzuleiten.
Stoffe, die die definierten Kriterien der Persistenz in der Umwelt, der Mobilität im Wasserkreislauf und gegebenenfalls der Toxizität erfüllen, werden als PMT/vPvM-Stoffe bezeichnet. Die Kriterien dafür dienen der Zuordnung von Chemikalien unter der EU-Verordnung REACH. REACH steht für Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals (Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung von Chemikalien). Die Verordnung vereinheitlicht das Chemikalienrecht europaweit und erhöht den Wissensstand über Gefahren und Risiken, die von Chemikalien ausgehen können.
Trotz des Minimierungsgebots beim Eintrag rohwassergängiger Chemikalien in Oberflächengewässer und Grundwasser kann es vorkommen, dass anthropogene Stoffe im Trinkwasser nachgewiesen werden. Im Rahmen des Projekts konnten die Forschenden trinkwasserrelevante Stoffe identifizieren. Damit kann das gefährlichkeitsbasierte Management unter REACH zukünftig weiter ausgestaltet werden. Vorliegende Monitoringdaten wurden hinsichtlich des Vorkommens von PMT/vPvM-Stoffen in Wasserressourcen ausgewertet. Zusätzlich wurde auch gezielt auf das Vorhandensein einer Vielzahl von PMT/vPvM-Stoffen hin analysiert. Im Untersuchungsumfang waren Stoffe enthalten, über deren Vorkommen in der Umwelt bislang wenig bis gar nichts bekannt war. Besondere Beachtung schenkten die Forschenden der Frage, ob diese Stoffe bei der Trinkwasseraufbereitung entfernbar sind: „Im Ergebnis zeigt sich, dass der vorbeugende Schutz der Wasserressourcen Vorrang haben muss. Sind die Stoffe mit PMT- oder vPvM-Eigenschaften erst einmal im Wasser, ist eine Entfernung bei der Wasseraufbereitung aufwendig, teuer und in einigen Fällen gar nicht mehr möglich“, so Dr. Karsten Nödler, Projektverantwortlicher am TZW.
Mit dem Projekt leistet das TZW einen wichtigen Beitrag zu den umfassenden Arbeiten am Umweltbundesamt, die jetzt in mehreren Dokumenten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden.
> Link zur Pressemitteilung UBA vom 05.09.2023
> Link zum Dokument "Schutz der Trinkwasserressourcen vor PMT/vPvM-Stoffen"
> Link zum Dokument "Literaturrecherche"
> Link zur UBA-Liste mit 259 PMT/vPvM-Stoffen
> Link zum Dokument "PFAS nur die Spitze des Eisberges"
Auch einige Vertreter der PFAS (per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen) fallen in die Kategorie der PMT/vPvM-Stoffe. Aktuell arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des TZW mit internationalen Partnern im Rahmen des EU-Projekts ZeroPM daran, wie solche PFAS und andere PMT/vPvM-Stoffe bei der Wasseraufbereitung mit effizienten und nachhaltigen Methoden entfernt werden können.
> Link zur Website Projekt ZeroPM
Im Rahmen des Projekt sind folgende Veröffentlichungen erschienen:
Neuwald, I. J.; Hübner, D.; Wiegand, H. L.; Valkov, V.; Borchers, U.; Nödler, K.; Scheurer, M.; Hale, S. E.; Arp, H. P. H.; Zahn, D.: Occurrence, Distribution, and Environmental Behavior of Persistent, Mobile, and Toxic (PMT) and Very Persistent and Very Mobile (vPvM) Substances in the Sources of German Drinking Water. Environmental Science & Technology 56, 10857–10867 (2022)
DOI: https://doi.org/10.1021/acs.est.2c03659
Neuwald, I. J.; Hübner, D.; Wiegand, H. L.; Valkov, V.; Borchers, U.; Nödler, K.; Scheurer, M.; Hale, S. E.; Arp, H. P. H.; Zahn, D.: Ultra-Short-Chain PFASs in the Sources of German Drinking Water: Prevalent, Overlooked, Difficult to Remove, and Unregulated. Environmental Science & Technology 56, 6380-6390 (2022)
DOI: https://doi/10.1021/acs.est.1c07949