Aeromonaden in Leitungsnetzen (Aeromonaden)

Vorkommen, Bewertung, Identifizierung und Ursachenforschung von Aeromonaden in Trinkwasser

Nachweis von E. coli/coliformen Bakterien auf CCA-Platten

Aeromonaden als Nebenbefund beim Nachweis von E. coli/coliformen Bakterien können Diskussionen zur möglichen hygienischen Relevanz mit Gesundheitsämtern verursachen.

Aeromonaden können als Nebenbefund beim Nachweis von E. coli/coliformen Bakterien nach DIN 9308-1 auf CCA-Platten auftreten. Rosafarbene Kolonien mit negativer Oxidase-Reaktion gelten als „coliforme Bakterien“. Zeigen rosafarbene Kolonien dagegen eine positive Oxidase-Reaktion, handelt es sich meist um Aeromonas-Spezies. Diese sind nicht in der TrinkwV geregelt und werden in der Regel auch nicht als Krankheitserreger eingestuft. Es gibt allerdings die Diskussion, dass einzelne Spezies, wie z. B. Aeromonas hydrophila, Pathogenitätsfaktoren besitzen und daher als Krankheitserreger zu betrachten wären. Um diese hygienische Relevanz zu prüfen, wird bei dem Vorkommen von Begleitflora auf CCA-Platten von Gesundheitsämtern häufig eine Identifizierung mit MALDI-TOF-MS verlangt. Hierbei ist derzeit jedoch nur eine sichere Identifizierung auf Gattungsebene, d. h. „Aeromonas spp.“ möglich. Dies wird von manchen Gesundheitsämtern kritisch bewertet, da es sich dabei ja auch um Aeromonas hydrophila handeln könnte. Insofern haben Wasserversorgungsunternehmen (WVU) durch diese Nebenbefunde in routinemäßigen Trinkwasserproben im Netz z. T. regelmäßig Diskussionen zur Bewertung der Aeromonaden in Trinkwasser.

Im Rahmen des Projekts „Aeromonaden in Leitungsnetzen“ soll eine Bewertung für die WVU erarbeitet werden, die diese als Argumentationshilfe für die Zusammenarbeit mit den Gesundheitsämtern nutzen können. Aus bisherigen Arbeiten am TZW ist bekannt, dass sehr viele WVU von diesem Problem betroffen sein können. Dabei unterscheiden sich die Konzentrationen sehr stark und reichen von 1 KBE pro 100 mL bis > 1.000 KBE pro 100 mL.

Folgende Fragen sollen im Rahmen des Projektes bearbeitet werden:

  • Welche Aeromonas-Arten treten in Trinkwässern auf und wie sind diese zu bewerten?
  • Warum treten große Unterschiede in den verschiedenen Trinkwässern auf?
  • Welche Faktoren kommen als Ursachen in Frage und welche WVU müssen deshalb mit dem Vorkommen rechnen?
  • Wie kann man diese Ursachen möglicherweise bekämpfen?

Nach einer Recherche und Bestandsaufnahme zum internationalen Wissensstand und Umgang mit Aeromonaden-Befunden wird die Praxisrelevanz in Deutschland durch die Untersuchung von Wasser- und Sedimentproben sowie Invertebraten aus dem Leitungsnetz geprüft. In drei beteiligten WVU sollen regelmäßig Wasserproben am Wasserwerksausgang und im Leitungsnetz entnommen und auf Aeromonaden untersucht werden. Dabei reicht das Rohwasserspektrum der Wasserwerke von Tiefengrundwasser über Uferfiltrat, Karstquellwasser und Talsperrenwasser bis zu Flusswasser.

Zur eindeutigen Artzuordnung sind weitergehende molekularbiologische Untersuchungen erforderlich. Mit der erarbeiteten molekularbiologischen Methodik zur Identifizierung auf Artniveau soll geprüft werden, welche Aeromonas-Arten in den verschiedenen Trinkwasserproben vorkommen.

Um auch die Ursachen für das Vorkommen von Aeromonaden zu erforschen, werden die Wässer mit sehr hohen und sehr niedrigen Aeromonas-Konzentrationen durch organische Summenparameter charakterisiert (z. B. LC-OCD, AOC) und Laborversuche zur Klärung der Vermehrungsbedingungen für verschiedene Aeromonadenspezies durchgeführt. Entsprechend der möglichen Ursachen werden Gegenmaßnahmen erprobt und diskutiert.

Abschließend soll aus den gewonnenen Erkenntnissen ein Handlungsleitfaden für die Wasserversorgung entwickelt werden.

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