Bewertung von Spülverfahren für Trinkwasserleitungen

Modellnetz zur Untersuchung der Prozesse der Mobilisierung von Ablagerungen in Abhängigkeit vom Spülverfahren

Bisher waren für die Praxis keine konkreten Empfehlungen verfügbar, bei welcher Problemstellung welches Spülverfahren eingesetzt werden sollte. Im Rahmen des Forschungsprojektes wurden die in der Praxis angewendeten Spülverfahren detailliert untersucht und im Ergebnis eine Matrix zur Auswahl des optimalen Spülverfahrens entwickelt.

Die Spülung des Trinkwassernetzes mit dem Ziel. Ablagerungen auszutragen, stellt einen wichtigen Schritt zur Sicherung der Wasserbeschaffenheit bei der Wasserverteilung dar. Da es sich bei der Spülung um eine aufwändige Maßnahme handelt, ist diese möglichst effizient und zielgerichtet durchzuführen. Im DVGW-Regelwerk gibt es bisher keine konkreten Empfehlungen, welches Spülverfahren für welche Problemstellung optimal einsetzbar ist. Um diese Lücke zu schließen, wurde das Themengebiet „Spülverfahren für Trinkwasserleitungen“ im Rahmen von drei DVGW-Forschungsprojekten umfangreich bearbeitet.

Im Teilprojekt I wurden die theoretischen Grundlagen der in der Praxis verwendeten Spülverfahren sowie die Erfahrungen von Wasserversorgungsunternehmen beim Einsatz unterschiedlicher Spülverfahren aufgearbeitet.

Im Teilprojekt II wurden die Wasserspülung mit Netzdruck, die Saugspülung und die Luft-Wasserspülung an Modellnetzen unterschiedlicher Dimensionen detailliert untersucht.

Im Teilprojekt III wurden die Spülverfahren in einem realen Trinkwassernetz hinsichtlich der Nachhaltigkeit, bezogen auf die Spülintervalle zur Vermeidung von Braunwasser durch leicht mobilisierbare Ablagerungen, untersucht.

Die Untersuchungen zeigten, dass für einen Austrag von Ablagerungen aus Trinkwassernetzen grundsätzlich systematisch nach einem Spülplan mit klarer Wasserfront vorgegangen werden sollte. Für die weitgehende Entfernung typischer, leicht mobilisierbarer Ablagerungen sollten Spülgeschwindigkeiten ≥ 0,5 m/s erreicht werden.

Zur Entfernung von Sand und Manganpartikeln sind Fließgeschwindigkeiten von > 1 m/s erforderlich. Haftende Beläge aus Eisen- bzw. Manganverbindungen werden durch eine Wasserspülung mit Geschwindigkeiten bis 2 m/s nur unvollständig entfernt. Die Luft-Wasserspülung weist bei haftenden Belägen eine höhere Reinigungsleistung als die Wasserspülverfahren auf.

Das verwendete Spülverfahren hat bei den typischen, leicht mobilisierbaren Ablagerungen keinen Effekt auf die Nachhaltigkeit der Maßnahme, da die Systembedingungen im Verteilungsnetz die Geschwindigkeit der Bildung von Ablagerungen bestimmen.

 

Veröffentlichungen:

Korth, A.; Donath, O.; Wricke, B.: Spülverfahren und Spülstrategien für Trinkwasserverteilungssysteme – Einsatzmöglichkeiten und Einsatzgrenzen, DVGW energie | wasser-praxis 6/2011, 24-28 (2011)

Korth, A., Donath, O.: Spülverfahren für Trinkwasserleitungen problemspezifisch auswählen. DVGW energie | wasser-praxis 1/2015, 36-41 (2015)

Korth, A.; Donath, O.: Spülverfahren für Trinkwasser. Aqua & Gas 11/2015, ISSN 2235-5197, 42-47 (2015)

Donath, O.; Korth, A.: Bewertung von Spülverfahren für Trinkwasserleitungen. Veröffentlichungen aus dem Technologiezentrum Wasser 69, ISSN 1434-5765 (2015)

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