Mikroplastik in der Trinkwasserversorgung (MiTri)

Untersuchung zum Vorkommen von Mikroplastik in der Trinkwasserversorgung – Expositionsabschätzung und Risikobewertung

Probenahme im Wasserwerk mit Filterkaskade

Probenahme im Wasserwerk mit Filterkaskade

Im Rahmen von MiTri werden belastbare Daten zum Vorkommen von Mikroplastik in der Trinkwasserversorgung – insbesondere in Trinkwasserverteilungsnetzen - erhoben, um so eine realistische Expositionsabschätzung zur Aufnahme von Mikroplastik durch den Trinkwasserkonsum vorzunehmen und in Relation zu anderen Aufnahmepfaden zu setzen.

Mikroplastik (MP) erfährt bereits seit einigen Jahren eine sehr hohe mediale Aufmerksamkeit und ruft entsprechende Besorgnis vor möglichen negativen gesundheitlichen Folgen für den Menschen in der Bevölkerung hervor. Aus diesem Grund wurde MP von der Europäischen Union (EU) in die überarbeitete Richtlinie (EU) 2020/2184 bezüglich „Qualität von Wasser für den menschlichen Gebrauch“ aufgenommen. Am 11. März 2024 wurde der Delegierte Beschluss (EU) 2024/1441 der Europäischen Kommission einschließlich des Anhangs - mit der Dokumentennummer C(2024) 1459 veröffentlicht und ist seit Juli 2024 in Kraft getreten. Er ergänzt die Richtlinie (EU) 2020/2184 des Europäischen Parlaments und des Rates durch die Festlegung einer Methodik zur Messung von MP in Wasser für den menschlichen Gebrauch.

Die Datenlage zum Vorkommen von MP in der Trinkwasserversorgung ist derzeit sehr gering und bisherige Veröffentlichungen sind – aufgrund der bis vor kurzem fehlenden Vorgabe zur einheitlichen, standardisierten Analytik von MP – nur bedingt miteinander in Verbindung zu setzen. Sodass derzeit zum Vorkommen von MP in der Trinkwasserversorgung – insbesondere im Wasserverteilungsnetz – keine belastbaren Aussagen getroffen werden können und somit auch keine Möglichkeit besteht eine valide Expositionsabschätzung des Verbrauchers gegenüber MP durch den Trinkwasserkonsum vorzunehmen. Erste Untersuchungen, die im Einklang mit den Vorgaben der EU zur MP-Analytik erhoben wurden, weisen darauf hin, dass am Wasserwerksausgang die Belastung des Trinkwassers mit Mikroplastik in der gleichen Größenordnung ist wie die analytischen Blindwerte.

Im Rahmen von MiTri wird die Fragestellung untersucht, in welchem Umfang MP – in Abhängigkeit von den im Verteilungsnetz verbauten Materialien – in verschiedensten Trinkwasserverteilungsnetzen vorkommt. Basierend auf diesen Daten wird eine Expositionsabschätzung vorgenommen und eingeschätzt, unter welchen Bedingungen welche Mengen an MP möglicherweise bis zur Hausübergabestelle zum Verbraucher gelangen können. Diese Abschätzung berücksichtigt auch die Möglichkeit, dass eine weitgehende Sedimentation der Partikel und Fasern im Verteilungsnetz stattfinden kann und im schlimmsten Fall resuspendiert werden können. Ausgehend von diesen Erkenntnissen und unter Einbeziehung von wissenschaftlichen Veröffentlichungen zu weiteren möglichen Aufnahmewegen von MP im Menschen sowie toxikologischer Studien werden die Ergebnisse eingeordnet und somit die Sprach- und Handlungsfähigkeit der Wasserwirtschaft gegenüber Behörden und Konsumenten gesichert und der in der Trinkwasserbranche gelebte vorsorgende Verbraucherschutz unterstützt. Die gesamte Studie wird im Einklang mit den Vorgaben des delegierten Beschlusses der Europäischen Kommission zur Messung von MP in Wasser für den menschlichen Gebrauch durchgeführt.

Veröffentlichungen

C. S. Witzig, P. Fiener, N. Zumbülte (2024): Long-term investigation on the daily variability of microplastic concentration and composition - Monitoring in the effluent of a wastewater treatment plant, Science of the Total Environment 955, 177067. doi.org/10.1016/j.scitotenv.2024.177067

C. S. Witzig, P. Fiener, M. König, N. Zumbülte (2024): Temporal Variability of Microplastic Concentrations in Inland Waters: An Automated, Semicontinuous Sampling of Microplastics ≥ 11 μm in a Stream in Southern Germany, ACS ES&T Water 4(4), 1443-1450. doi.org/10.1021/acsestwater.3c00591

D. Schymanski, B. E. Oßmann, N. Benismail, K. Boukerma, G. Dallmann, E. von der Esch, D. Fischer, F. Fischer, D. Gilliland, K. Glas, T. Hofmann, A. Käppler, S. Lacorte, J. Marco, M. EL Rakwe, J. Weisser, C. Witzig, N. Zumbülte, N. P. Ivleva (2021): Analysis of microplastics in drinking water and other clean water samples with micro-Raman and micro-infrared spectroscopy: minimum requirements and best practice guidelines, Analytical and Bioanalytical Chemistry 413(24), 5969-5994. doi.org/10.1007/s00216-021-03498-y

M. Pittroff, Y. K. Müller, C. S. Witzig, M. Scheurer, F. R. Storck, N. Zumbülte (2021): Microplastic analysis in drinking water based on fractionated filtration sampling and Raman microspectroscopy, Environmental Science and Pollution Research 28(42), 59439-59451. doi.org/10.1007/s11356-021-12467-y

C. S. Witzig, C. Földi, K. Wörle, P. Habermehl, M. Pittroff, Y. K. Müller, T. Lauschke, P. Fiener, G. Dierkes, K. P. Freier, N. Zumbülte (2020): When Good Intentions Go Bad—False Positive Microplastic Detection Caused by Disposable Gloves, Environmental Science & Technology 54(19), 12164-12172. dx.doi.org/10.1021/acs.est.0c03742

Y. K. Müller, T. Wernicke, M. Pittroff, C. S. Witzig, F. R. Storck, J. Klinger, N. Zumbülte (2020): Microplastic analysis- are we measuring the same? Results on the first global comparative study for microplastic analysis in a water sample, Analytical and Bioanalytical Chemistry 412(3), 555-560. doi.org/10.1007/s00216-019-02311-1

Zurück