Relevanz von Neobiota für die Wasserversorgung (Neobiota)

Zusammenstellung des aktuellen Kenntnisstandes zu gebietsfremden Arten in Gewässern

Muschelschalen am Bodenseeufer

Neobiota und insbesondere Neozoen können eine potentielle Gefährdung für die Trinkwasserversorgung darstellen, nicht nur für die Qualität, sondern auch für den Betrieb der Fördereinrichtung und Aufbereitungsstufen.

In den Gewässern Europas kommt es in den letzten Jahrzehnten zu einem verstärkten Auftreten von gebietsfremden Tier- und Pflanzenarten (Neobiota). Diese können die Ökosysteme nachhaltig verändern und auch zu Problemen in den Wasserversorgungsanlagen führen. Neobiota und insbesondere invasive Neozoen können damit eine potentielle Gefährdung für die Trinkwasserversorgung darstellen, nicht nur für die Qualität, sondern auch für den Betrieb der Fördereinrichtung und Aufbereitungsstufen.

Im Projekt Neobiota wurde der aktuelle Kenntnisstand zu gebietsfremden Arten in Gewässern in Deutschland zusammengetragen und zusammengefasst. In Gesprächen mit Fachexperten und Wasserversorgern zeigte sich, dass derzeit vor allem Oberflächengewässer durch gebietsfremde Arten betroffen sind. Hier haben sich insbesondere Muscheln als besonders problematisch herausgestellt. So kommt es seit der Besiedlung des Bodensees durch die Quagga-Muschel zu großen Problemen bei den Wasserwerken am See, da diese Muscheln die Rohwasserleitungen und die nachfolgenden Aufbereitungsanlagen besiedeln. Die Beseitigung der Muscheln ist mit aufwändigen Maßnahmen und zusätzliche Kosten in Millionenhöhe verbunden.

Auch Neophyten-Bewuchs kann zu Problemen für die Wasserversorgung führen, ebenso wie Massenvermehrungen von potentiell toxinbildende Algen oder Cyanobakterien, die klimawandelbedingt zukünftig häufiger auftreten könnten.

Auch in den Anlagen der Trinkwasser-Aufbereitung und in den Verteilungsnetzen könnten Neozoen zukünftig vermehrt eine Rolle spielen. Durch den Temperaturanstieg im Trinkwasser in den Verteilungsnetzen kann es zu einer Erhöhung der Anzahl an Vermehrungszyklen von Invertebraten kommen, so dass diese eventuell kritische Biomassen erreichen. Unter Umständen kann dies zu hygienischen Belastungen im Trinkwasser führen, da Invertebraten Träger hygienisch-relevanter Bakterien wie coliformer Bakterien und Enterokokken sein können. Diesbezüglich ist weitere Forschungsbedarf vorhanden.

Das Thema Neobiota wird auch weiterhin im Fokus von Forschung, Wissenschaft, Naturschutz und Wasserpraxis stehen, da es auch weiterhin zur Ausbreitung neuer invasiver aquatischer Neobiota kommen wird und bereits einzelne invasive Arten gravierende Auswirkungen für die Wasserversorgung haben können.

Das Projekt und dessen Ergebnisse soll die Erstellung einer Wasserinformation zu diesem Thema im PK 1-3-17 “Neobiota“ unterstützen und befördern.

Veröffentlichung:

Hügler, M:
Neobiota: Gebietsfremde Tier- und Pflanzenarten in Gewässern – Was bedeutet das für die Wasserversorgung?
DVGW energie | wasser-praxis (EWP), 05/2024, Seiten 34 - 41 (2024)

 

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