Quantitative mikrobielle Risikobewertung (QMRA)

Das von der WHO vorgeschlagene Konzept des QMRA (quantitative microbial risk assessment) sollte in Deutschland in realen Wasserwerken exemplarisch erprobt werden. Bei diesem Konzept wird die Einhaltung festzulegender gesundheitsbasierter Ziele in der Wasseraufbereitung überprüft, indem im Rohwasser die Krankheitserreger bestimmt werden und deren Entfernung durch die Leistung der Wasseraufbereitung anhand von Indikatoren charakterisiert wird. 

In einer Empfehlung des Umweltbundesamtes aus dem Jahr 2014 wird ein Vorgehen zur quantitativen Risikobewertung mikrobiologischer Befunde im Rohwasser nach der von der WHO vorgeschlagenen Vorgehensweise empfohlen.

Das Ziel dieses Projektes war es, mit dieser Vorgehensweise für Wasserwerke in Deutschland praktische Erfahrungen zu gewinnen. Anhand von drei ausgewählten Oberflächenwasserwerken wurde die Vorgehensweise exemplarisch angewendet.

Diese entnehmen jeweils mikrobiell hochbelastetes Flusswasser (Neckar bzw. Ruhr) und behandeln es im Rahmen einer Voraufbereitung durch Schnellfiltration und Untergrundpassage.

Dort wurde über insgesamt 2 Jahre ein Messprogramm mit annähernd monatlichen Untersuchungen auf Indikatoren und Krankheitserreger im Rohwasser bzw. nach den beiden partikelentfernenden Stufen durchgeführt.

Es gelang, virale, bakterielle und parasitäre Krankheitserreger in den Flusswässern nachzuweisen, wobei für Viren eine verbesserte Anreicherungsmethode entwickelt wurde, mit der sehr gute Wiederfindungsraten erreicht werden konnten.

Der Logstufen-Rückhalt konnte anhand der Indikatoren coliforme Bakterien und somatische Coliphagen berechnet werden. Er betrug bei der Schnellfiltration < 1 Logstufe und bei einer kurzen Bodenpassage (2 bis 5 Tage) ca. 2 Logstufen.

Durch das Vorkommen der Krankheitserreger in den Flusswässern konnte das theoretische Infektionsrisiko für die vorkommenden Krankheitserreger im Reinwasser berechnet werden und so mit einem angestrebten Gesundheitsziel, z. B. von 10-4 Infektionen pro Person und Jahr, verglichen werden. Durch die beiden Voraufbereitungsstufen wurde dieses angestrebte Gesundheitsziel nicht erreicht. Theoretische Betrachtungen der weiteren Aufbereitungsstufen in den 3 Wasserwerken zeigten jedoch, dass nach der weitergehenden Aufbereitung dieses Gesundheitsziel jeweils erreicht ist.

Veröffentlichung:

Hambsch B., Lipp P., Ho J.: Quantitative mikrobielle Risikobewertung. Veröffentlichungen aus dem Technologiezentrum Wasser, ISSN 1434-5765, TZW-Band 92 (2020)

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