VERTIKAL analysiert das steigende Konfliktpotenzial zwischen Trinkwasserversorgung und landwirtschaftlicher Bewässerung. Basierend darauf werden Ansätze und Verfahren zum Management von Nutzungskonflikten entwickelt.
Seit einigen Jahren lässt sich in Deutschland eine Ausweitung des Anbaus von landwirtschaftlichen Kulturen mit Bewässerungsbedarf erkennen, während sich gleichzeitig ein Trend von zunehmenden sommerlichen Trockenperioden abzeichnet. Diese Kombination führt zu einem steigenden Bedarf von Wasser zur Bewässerung und lässt folglich eine zunehmende Konkurrenz um die begrenzte Ressource Wasser zwischen der öffentlichen Trinkwasserversorgung und der Landwirtschaft erwarten. Das Ziel von VERTIKAL war es, konkrete Ansatzpunkte und Verfahren zum Management von Nutzungskonflikten um die Ressource Grundwasser in Regionen mit Bewässerung auf der Ebene eines einzelnen Einzugsgebiets zu erarbeiten.
Dafür wurde relevante Literatur im Hinblick auf die Fragestellung ausgewertet und Interviews mit verschiedenen Experten und Akteuren wurden geführt. Beispielhaft wurden zudem zwei Verbände näher betrachtet, die bereits seit vielen Jahren eine großflächige Bewässerung in ihren Gebieten ermöglichen und dabei eine nachhaltige Nutzung von Grundwasserressourcen anstreben. Eine der Beispielregionen liegt in Rheinland-Pfalz, die andere befindet sich in Niedersachsen. Sowohl deren Organisation und Entwicklung als auch die Vorgehensweise und die Randbedingungen wurden erläutert.
In der Vorderpfalz werden Gemüseanbauflächen sowie Frühkartoffel- und Obstanbauflächen mit Wasser aus einem Altrheinarm bewässert. Dafür wurde ein umfassendes Leitungssystem durch den Wasser- und Bodenverband verlegt. Im Raum Uelzen werden v. a. Kartoffel-, Getreide- und Zuckerrübenflächen mit Grundwasser, Wasser aus dem Elbe-Seitenkanal und/oder aus einem Wasserspeicher über den Wasser- und Bodenverband mit Wasser versorgt.
Basierend auf den Erkenntnissen aus der Literaturrecherche und den Experteninterviews wurde ein Konzeptpapier zum erfolgreichen Konfliktmanagement erarbeitet. Darin werden die erforderlichen Voraussetzungen, aber auch die Handlungsmöglichkeiten der einzelnen Akteure (Landwirte, Genehmigungsbehörden, Wasserversorgungsunternehmen) zusammengestellt. Dies dient als Hilfestellung, um in betroffenen Regionen fallspezifische Lösungen zu erarbeiten.
Zu den Kernpunkten einer konfliktarmen bzw. konfliktfreien Bewirtschaftung der Ressource Grundwasser gehören u. a.
(1) eine robuste Planungsgrundlage mit quantitativen Informationen über den lokalen Wasserhaushalt, inklusive aller Entnahmen von Grundwasser und deren Nutzung,
(2) partizipative Planungsprozesse,
(3) die Verfügbarkeit und Finanzierbarkeit alternativer Wasserquellen sowie
(4) der Zusammenschluss von Landwirten in einem Verband, durch den die Bewässerung organisiert und mit den Genehmigungsbehörden abgestimmt wird.
Durch die beschriebenen Ansätze können die Bedarfe der öffentlichen Wasserversorgung und deren Entwicklungsmöglichkeiten (z. B. neue Brunnen/Ersatzbrunnen) berücksichtigt werden und die Priorität der öffentlichen Trinkwasserversorgung gewahrt bleiben, ohne dass es zu erheblichen Einschränkungen bei der Bewässerung kommen muss.