Seit dem ersten TZW-Kolloquium 1996 prägt die Spurenstoffanalytik unsere Arbeit. Viele Themen sind heute aktueller denn je – und neue Herausforderungen kommen hinzu. Ein Rückblick und Ausblick auf drei Jahrzehnte Forschung und Praxis.
Am 4. Dezember 1996 fand das erste TZW-Kolloquium unter dem Titel „Von der Analytik zur Problemlösung“ statt. Schon damals wurde deutlich, welche zentrale Rolle die Spurenstoffanalytik für das TZW spielt: Der erste Vortrag der neuen Veranstaltungsreihe widmete sich dem Vorkommen von Spurenstoffen in der aquatischen Umwelt.
In seinem Beitrag „Art und Herkunft naturfremder organischer Verbindungen in verschiedenen Gewässern“ ordnete Heinz-Jürgen Brauch Stoffklassen wie synthetische organische Komplexbildner, aromatische Sulfonate, Phosphonsäuren, Glyphosat und AMPA, aliphatische Amine sowie pharmazeutische Wirkstoffe hinsichtlich ihrer Relevanz für die Trinkwasserversorgung ein.
30 Jahre später zeigt sich: Die damals diskutierten Stoffe und Stoffklassen sind nach wie vor aktuell und prägen die Forschungs- und Beratungsaktivitäten des TZW bis heute.
- Komplexbildner und aromatische Sulfonate: Ihre Gehalte in Gewässern haben sich über drei Jahrzehnte kaum verändert. Noch immer können Verbindungen wie EDTA in Spuren vereinzelt im Trinkwasser nachgewiesen werden.
- Organische Phosphonsäuren: Ursprünglich vor allem aus Wasch- und Reinigungsmitteln stammend, haben sie durch den Einsatz als Antiscalant-Wirkstoffe in Membranverfahren zusätzliche Bedeutung erlangt.
- Glyphosat und AMPA: Sowohl als Abbauprodukte der Phosphonate als auch als häufig eingesetzter Pflanzenschutzmittelwirkstoff und dessen Hauptmetabolit bleiben sie im Fokus.
- Aliphatische Amine: Ihre Freisetzung aus Materialien im Kontakt mit Trinkwasser sorgt aktuell für Diskussionen im Wasserfach.
- Arzneimittelrückstände: Substanzen wie iodierte Röntgenkontrastmittel oder der Metabolit Oxipurinol stellen die Trinkwasseraufbereitung weiterhin vor Herausforderungen. Die prognostizierte starke Konzentrationszunahme ist zwar ausgeblieben, doch zeigt die Erfahrung: Sinkt die Konzentration eines Wirkstoffs, steigt oft die eines Ersatzstoffs – ohne echten Gewinn für Gewässer oder Trinkwasserversorgung.
Hinzu kommen neue Stoffgruppen, wie etwa PFAS oder die sogenannten PMT-Stoffe.
Fazit: Die Frage, ob 30 Jahre nach dem ersten Kolloquium alle Probleme gelöst sind, lässt sich klar verneinen. Manche „alte“ Themen treten zeitweise in den Hintergrund, doch eine nachhaltige Lösung für die Trinkwasserversorgung erfordert vor allem eines: eine deutliche Reduzierung der Belastung der Rohwasserressourcen. Es bleibt also auch in den nächsten 30 Jahren noch viel zu tun.