Trinkwassernetze effizient spülen mit der zustandsorientierten Netzspülung

In den vergangenen Jahren hat das TZW als Ergebnis von Forschungs- und Beratungsprojekten die Methode der zustandsorientierten Netzspülung entwickelt. Positive Praxiserfahrungen führten dazu, dass dieser Ansatz bei der Überarbeitung des DVGW-Arbeitsblattes W 291 berücksichtigt wurde. Die systematische Methode der Spülung von Trinkwassernetzen wird bei Wasserversorgungsunternehmen in Chemnitz, Leipzig und bei der RWW bereits in der Praxis umgesetzt.

Bei der zustandsorientierten Spülung werden Rohrleitungen dann gespült, wenn das zulässige Ablagerungsniveau überschritten ist. Das zulässige Ablagerungsniveau beschreibt dabei die Menge an losen Ablagerungen in einer Rohrleitung, die bei üblichen Schwankungen der Fließgeschwindigkeiten nicht zu einer sichtbaren Auftrübung des Wassers führt sowie keine Vermehrung von hygienisch relevanten Bakterien und Invertebraten begünstigt. Die zustandsorientierte Spülstrategie wird inzwischen bei einer Reihe von Wasserversorgungsunternehmen angewendet, wobei das TZW bei der Erarbeitung der Spülpläne und der Auswertung der Spüldaten sowie teilweise auch bei der Durchführung der Spülungen eingebunden ist. Die Entscheidung für die Implementierung einer zustandsorientieren Spülstrategie hatte bei den Unternehmen folgenden Hintergrund:

  • Bei betrieblichen Veränderungen im Trinkwasserrohrnetz trat Braunwasser oder getrübtes Wasser auf.
  • Die vorherige Spülstrategie führte zu keiner nachhaltigen Beherrschung von Braunwasser.
  • Kundenreklamationen sollen generell minimiert werden. Erkenntnisse aus der systematischen Rohrnetzpflege sollen für das Asset-Management genutzt werden.
  • Instandhaltungsmaßnahmen (wie z. B. die Schieberkontrolle) sollen mit den Spülungen gekoppelt werden.

Der Aufbau einer zustandsorientierten Spülstrategie besteht aus den folgenden Schritten:

  • Entwicklung des Spülplans: Für das Trinkwassernetz wird ein spezifischer Spülplan entwickelt, in dem die Reihenfolge der zu spülenden Leitungen sowie die erforderlichen Schieberstellungen für jede Spülstrecke definiert sind.
  • Grundspülung: Basierend auf dem Spülplan werden die in den Rohrleitungen vorhandenen Ablagerungen ausgetragen. Bei den Spülungen wird ein Spülstand eingesetzt, der im Spülwasser den Trübungsverlauf, die Temperatur, den Durchfluss und den Druck online aufnimmt. Die Daten werden für weitergehende Betrachtungen verwendet.
  • Wiederholungsspülung: Für die Bestimmung der Ablagerungsbildungsgeschwindigkeit wird die Spülung nach einem zuvor definierten Betriebsintervall (z. B. nach einem Jahr) mit dem Spülstand wiederholt.
  • Entwicklung der zustandsorientierten Spülstrategie: Für jeden Spülabschnitt wird basierend auf den gewonnenen Daten ein spezifischer Spülintervall berechnet. Anschließend werden – unter Berücksichtigung der Spülintervalle – praxisgeeignete Spülbezirke definiert. Diese Bezirke werden zukünftig entsprechend der definierten Betriebsintervalle systematisch nach Spülplan gespült.

Insgesamt zeigen die Erfahrungen der Praxispartner, dass durch die strukturierte Vorgehensweise eine nachhaltige Sicherung der Wasserbeschaffenheit entlang der Verteilungsstruktur gewährleistet werden kann.

Der Text ist ein Auszug aus einem Artikel, der in der DVGW energie wasser praxis 11/2023 erschienen ist. Den vollständigen Text können Sie hier (pdf-Datei) nachlesen.

In der Serie PRAXIS: RELEVANT stellt das TZW Beispiele für erfolgreiche Projekte vor, die gemeinsam mit Wasserversorgungsunternehmen umgesetzt wurden.

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